Vom Wettbewerbssieger zum Technologie- & Weltmarktführer

Die Geschichte von AeroLas

AeroLas gehörte zu den drei Finalisten im ersten Münchener Businessplan Wettbewerb 1996/1997. Heute ist AeroLas zum Technologie- und Weltmarktführer von aerostatischen Lagern aufgestiegen und weltweit unterwegs. Das Unternehmen von Michael Muth schreibt damit eine unternehmerische Geschichte, wie sie im vom Mittelstand geprägten Deutschland vor 25 Jahren noch eher selten war: technologisch versierte Gründer, die bewusst auch einen Blick auf die unternehmerische Umsetzung und damit ihren finanziellen Erfolg im Blick hatten.

Am Lehrstuhl für Feingerätebau und Mikrotechnik der TU München war das Thema Luftlager damals eines der Forschungsgebiete, an denen Michael Muth mitarbeitete. Über Kontakte in die Industrie hatte er erfahren, dass in der Halbleitertechnik für dynamische Bewegungen mit großer Genauigkeit ein sehr hohes Potenzial bestehe. Gerade bei diesen Anwendungen stoßen Kugellagerungen, die den Markt dominieren, an ihre physikalischen Grenzen und man suchte nach Lösungen für Produktivitätssteigerungen. „Mich faszinierte das. Statt für eine behäbige, klassische Technik etwas von eher wissenschaftlichem Charakter zu entwickeln, öffnete sich für mich die Möglichkeit, in eine hochtechnologische, ultra-dynamische Welt zu wechseln“, sagt Muth.

Als Ingenieur konnte er auf eine gute Ausbildung zurückschauen. Für das Betriebswirtschaftliche fehlten jedoch die Werkzeuge, ein Unternehmen zu planen und aufzubauen. Da half der Münchener Businessplan Wettbewerb. Nach der Teilnahme hat das Team von AeroLas seine Technologie weiterentwickelt und ist auch eine strategische Partnerschaft mit Siemens eingegangen. Das Kapital aus der Beteiligung und den Projekten war zum Überleben dringend notwendig – denn grundsätzlich abweichen wollte man nicht von der Strategie, den Markt als Technologieführer zu erobern. „Mein Ziel war immer, das Luftlager aus der Nische in die breite Anwendung zu holen. Dazu waren ein nachhaltiges Arbeiten an der Technologie und hohe Ausgaben notwendig“, blickt Muth zurück.

Der Sprung auf den internationalen Markt

Der Schritt von der absoluten Entwicklungsdominanz zum Markt kam für AeroLas im Jahr 2003 mit den ersten Produkten für den japanischen Markt. Siemens zog sich mit Entwicklungsaufträgen damals langsam zurück. Dem Team wurde mit den Aufträgen aus Japan klar, dass sie etwas Besonderes entwickelt hatten, denn nach Japan liefert man nicht so einfach ein Produkt. Der Markteinstieg in Asien zog eine Verbesserung der Supply-Chain und Qualitätsvorstellungen mit sich. Mit der Wirtschaftskrise 2008 / 2009 wanderte der Markt für Flachbildschirme, für den AeroLas produziert, maßgeblich von Japan nach Südkorea. Dadurch reduzierte sich für AeroLas das Sales-Volumen dramatisch. Aus dieser Situation entstand die entscheidende Phase für AeroLas, mit eigenen Produktideen den Markt zu erobern. „Wir haben uns auf die wesentlichen Vorteile des Luftlagers konzentriert, zum Beispiel auf die Kombination aus Dynamik und Genauigkeit“, erklärt Michael Muth. Es entstand ein luftgelagerter Antrieb, der mit über 40 g Beschleunigung und Genauigkeiten deutlich unter 1 µm etwas herausragendes im Markt darstellt.

„Kurz darauf wurde genau so etwas für die OLED-Fertigung bei Samsung gesucht und wir hatten es quasi in der Schublade. Das war das erste richtig erfolgreiche, weil wirtschaftlich nachhaltige Produkt – und noch dazu in der technologischen Königsklasse.“ Nur wenig später konnte AeroLas diesen Antrieb auch für die Brillenglasfertigung kundenspezifisch anpassen. Auf Basis dieser patentierten Ideen entwickelt und fertigt das Unternehmen heute zahlreiche Antriebe für die Halbleiterbranche, die vorher auch die erfahrensten Kenner für unmöglich gehalten hatten.

Top-Startups und spannende Technologien

Dies ist ein Beitrag aus dem BayStartUP Magazin "StartUPdate" 01/2021. Schauen Sie auf unserer Magazin-Seite vorbei um mehr aus Bayerns Startup-Szene und unserem Netzwerk zu erfahren:

StartUPdate 01/2021

Michael Muth

Heute können wir weltweit potentielle Partner gewinnen, die uns an unseren Ergebnissen messen, die im Markt bewertet sind. Da fragt keiner mehr, wozu ein Luftlager: Die Lösung zählt, bei der wir dem Luftlager entlocken, was anders nicht geht.

Entwicklungsaufträge als Erfahrungsbecken

Auch wenn Investoren AeroLas auf einen anderen unternehmerischen Weg bringen wollten – für Geschäftsführer Muth steht fest: „Die Zeit, die wir gebraucht haben und noch brauchen, spielt für mich eine untergeordnete Rolle – und das, obwohl ich vom Typ her eher ungeduldig schnell bin. Wir werden in nächster Zeit mit einigen Themen unsere technologische Vorreiterposition weiter untermauern: Mit einem Motor für die schadstofffreie Mobilität vom LKW bis zum Verkehrsflugzeug auf Basis von Wasserstoff und Brennstoffzelle, mit einem skalierbaren Recycling für Carbonfasern und einem Mikrokompressor für eine neue Art der KI-Beatmung steht die Gewinnung von Partnern – wie damals mit dem ersten Businessplan – am Anfang.“

Heute nimmt die nächste Generation am Münchener Businessplan Wettbewerb teil

„Meine Kinder haben das Unternehmertum von Beginn an verinnerlicht. Mit allen Vor- und Nachteilen“, sagt Muth. Sein Traum: ihnen die Selbständigkeit mit etwas weniger Startschwierigkeiten zu ermöglichen, als er sie hatte. Er begann seinen Gründerweg ohne zu wissen, was ein Businessplan ist. Das ist heute anders. „Die Aufgaben, die zu lösen sind, von der Gründung über den Marktdurchbruch bis zum Unternehmenswachstum, verlangen ähnliche Charaktereigenschaften: Sie müssen Menschen überzeugen und für eine Idee gewinnen, die schlüssig darzustellen ist. Ich freue mich, wenn die Jungen uns Alten im Wettbewerb der Ideen und Aktivitäten begegnen. Da fühle ich mich dann schon etwas ‚ältlich‘. Am schönsten wäre, wenn die eigenen Kinder und Familien etwas aufbauen dürfen, das sie über sich selbst hinauswachsen lässt.“

Fotos: gorodenkoff

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