Mit Elektromobilität den Markt aufmischen

Interview mit Johannes Biechele und Fabian Reuter, Geschäftsführer von Fazua

Mit ihrem selbst entwickelten Evation-Antrieb ist FAZUA mittlerweile Marktführer unter den Systemlieferanten im E-Road-Segment und konnte namhafte Fahrradhersteller wie CUBE, Pinarello und Focus als Kunden gewinnen. Diese integrieren das FAZUA Antriebssystem in ihre Serienprodukte. Der Münchener Businessplan Wettbewerb 2013 gehörte zu einer der wegweisenden Stationen in der Unternehmensgeschichte. 
 

Ihr habt zwei Mal am Münchener Businessplan Wettbewerb teilgenommen. Was war eure ursprüngliche Geschäftsidee? 

Johannes: Geschäftsideen beginnen ja oft damit, sich seinen eigenen Produktwunsch zu erfüllen. Und als Fahrradfahrer war das dann natürlich ein Fahrrad. Keine unhandlichen, klobigen E-Bikes, sondern E-Bikes, die sich wie ein echtes Fahrrad anfühlen. Der Fokus lag aber natürlich auf der dazu notwendigen Technologie, dem Antriebssystem.
 

Ihr habt euer Geschäftskonzept dann nochmals überarbeitet – warum?

Johannes: Genau. Von einem Consumer-Ansatz sind wir dann auf ein B2B-Business-Modell gewechselt. Die Jury hatte zurecht das Wachstum im Umfeld der unzähligen Fahrradmarken angezweifelt. Also haben wir uns gesagt: dann stecken wir eben zukünftig in jedem Fahrrad drin.
 

Damit wart ihr erfolgreicher – 2013 habt ihr den zweiten Platz im Finale belegt. Was hat euch die Teilnahme gebracht?

Fabian: Das allerwichtigste ist erst einmal Bestätigung. Im Nachhinein klingt alles immer so klar. Aber der Weg einer Unternehmensgründung und auch der Weg des Wachstums sind immer geprägt von Unsicherheit. Ich nenne es an dieser Stelle mal nicht Zweifel. Wenn dann also eine Fachjury sagt, wir sehen großes Potential, dann stärkt einem das den Rücken. Daneben eröffnet sich natürlich auch ein tolles Netzwerk für die weitere Unternehmensentwicklung. Zu guter Letzt kann man aber auch mit der Prämie etwas anfangen.
 

Parallel zu eurem zweiten Platz im Finale 2013 wart ihr schon auf Investorensuche, um mit eurem Evation-Antrieb in die Serienproduktion zu gehen. Worauf sollten Startups besonders achten, bevor sie auf Investorensuche gehen? 

Fabian: Es müssen das Produkt und die Zielgruppe stimmen. Aber fast noch relevanter ist das Team. Es sollte absolute Klarheit und Transparenz innerhalb des Teams herrschen. Das betrifft zum Beispiel die Punkte Anteile, IP-Rechte, Rolle im Unternehmen und vor allem auch, was bei Veränderungen passiert. Daneben ist natürlich auch die Frage nach der Strategie und der grundsätzlichen Unternehmensphilosophie. Das wird auch komplexer, je mehr Gründer es sind.

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Von der Teilnahme im Wettbewerb und der ersten Finanzierungsrunde mit HTGF und Dieter Mayer bis hin zum Markteintritt hat es nochmal eine Weile gedauert. Was waren die Herausforderungen?

Fabian: Ein E-Bike-Antriebssystem ist doch deutlich komplexer, als man es sich vorstellt. Neben vielen technischen Details der mechanischen Entwicklung kommt eine hohe Software-Komponente dazu. Hat man diese Herausforderungen überwunden, geht es an die Operations. Es war natürlich naheliegend, dafür einen geeigneten Partner zu finden. Wir sind nach mehreren Versuchen daran gescheitert, was sich am Nachhinein ls großes Glück herausstellte. Es war uns nicht möglich, zum einen den geeigneten Partner für eine so neuartige, komplexe Maschine zu finden, noch für beide Seiten zufriedenstellende Verträge aufzusetzen. Wir haben also mit eigenen Mitteln angefangen, die Produktion aufzubauen und haben diese sukzessive ausgebaut und verbessert. Ehrlicherweise war das mit einem ca. 20-köpfigen, blutjungen Team ein heißer Ritt. Aber wenn man so ein Ziel vor Augen hat und auch Kunden, die dein Antriebssystem wollen, geht das. Aber sicher nicht lange. Von da ab ist es unbedingt notwendig, kontinuierlich an der Professionalisierung zu arbeiten. Ein kontinuierlicher Veränderungsprozess, der die größte Herausforderung ist.

Wie habt ihr etablierte Hersteller von eurer Antriebstechnologie überzeugen können?

Fabian: Die Hersteller haben sich da selbst überzeugt – wir haben Produktvorführungen gemacht und die Ergebnisse und Möglichkeiten sprachen für sich. Unsere Ansprechpartner bei den Herstellern haben für das Produkt die passende Zielgruppe gesehen. Je stärker das Produkt und je relevanter die Zielgruppe, desto höher sind die Chance auf Erfolg.

Inwiefern haben sich die Erwartungen aus dem Geschäftsplan aus dem Münchener Businessplan Wettbewerb für euch erfüllt? 

Johannes: Mit über 40 Kunden und fast 100 Modellen am Markt sind wir mehr als zufrieden. Nichtsdestotrotz bewegen wir uns ironischerweise wieder in Richtung der Idee bei der ersten Teilnahme am Wettbewerb. Wir wollen zwar keine Fahrräder bauen, aber wir haben bemerkt, was eigentlich völlig klar ist: am Ende entscheidet immer der Kunde oder in unserem Fall – der Biker. Wir adressieren also direkt den Endkunden. Für uns ist das Antriebssystem Mittel zum Zweck, um Menschen das athletische e-biken zu ermöglichen. Wir nennen diese Klasse von Fahrrädern Energy Bikes und hier sind wir Marktführer. Wenn es uns gelingt, jedem potentiellen Fahrradkäufer die Vorteile und Coolness von Energy Bikes zu erklären, glauben wir, dass sich in wenigen Jahren einer von drei Käufern von elektrisch unterstützten Bikes ein Energy Bike wählt. Das ist unser mittelfristiges Ziel. 

Fotos: Andreas Jacob

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