Mineralischer 3D-Druck

David Manjura, Geschäftsführer von ING3D, über ihre Drucklösung für mineralische Werkstoffe

ING3D gewann 2020 den Businessplan Wettbewerb Nordbayern. Seit der Auszeichnung ist bei dem Team viel passiert – von der ersten Investorenrunde bis zum Bau der ersten Pilotanlage. Geschäftsführer David Manjura berichtet über ein spannendes Jahr. 

Was macht ING3D und welches Gründerteam steht dahinter? 

ING3D GmbH wurde 2018 mit Unternehmenssitz in Zirndorf gegründet. Unsere Kernkompetenz ist die Forschung und Entwicklung von 3D-Druckmethoden für mineralische Werkstoffe. Dabei setzen wir eine von ING3D entwickelte Schlüsseltechnologie ein, die wir auch international zum Patent angemeldet haben: das MDLS-Verfahren (Mineral Direct Laser Sintering). Auf Basis dieser Technologie entwickeln wir in Kooperation mit produzierenden Unternehmen Endprodukte. Einsatzgebiete sind im Bereich Filtertechnik, Hochtemperaturdämmung und Raumakustik. 

Das Gründerteam setzt sich zusammen aus Aleksander Sen und mir – David Manjura. Aleks ist Autodidakt und seit sieben Jahren in der 3D-Druck-Szene unterwegs. Er ist ein Naturtalent für die Konzeption und den Bau jeglicher Art von Maschinen mit einem sehr guten Verständnis für den 3D-Druck. Ich bin Diplomingenieur im Bereich Werkstofftechnik. Seit elf Jahren bin ich in der Bauindustrie tätig und durfte mich das erste Mal 2015 im Rahmen einer Arbeit mit der TU München, bei der wir 3D-gedruckten Leichtbeton entwickelten, mit dem Thema Additive Fertigung beschäftigen.  
 

Welches Potenzial seht ihr in eurer Lösung? 

Unsere Vision ist es, ausgehend von dem Basismaterial – sprich vulkanischen Leichtsand – mit weiteren physikalisch-chemischen Optimierungen und mit der Kombination des 3D-Drucks einen neuen Werkstofftechnikzweig zu begründen. Durch unsere Technologie sind Kombinationen mit den unterschiedlichsten Werkstoffen möglich, die vor allem für Lösungen in der Umwelttechnik dienen können. Hier geht es von Wärmedämmung für Öfen über CO2-Katalysatoren bis hin zu energiesparsame Hochleistungsfiltern. 

Ihr habt 2020 beim Businessplan Wettbewerben Nordbayern erfolgreich teilgenommen. Was hat sich seit der Prämierung bei euch getan?  

Wir konnten zwei Investoren von unserem Ansatz überzeugen und sind mit diesen auch schon den gesamten Weg bis zur notariellen Beurkundung des Beteiligungsvertrages gegangen: Seit September 2020 gehört ING3D zu jeweils 15 % der Fa. va-Q-tec AG und CCFJ Vermögensverwaltung GmbH. Nach dem Wettbewerb und somit ziemlich direkt nach Zusage der Investoren haben wir noch zwei freie Berater ins Team geholt, die wir seit vielen Jahren kennen und die uns bei der weiteren Entwicklung unterstützen.  

Hinsichtlich der Produktentwicklung arbeiten wir – parallel zur Entwicklung der industriellen Pilotanlage – aktuell mit mehreren Interessenten an akustischen Designelementen für den Yachtbau, Luftfilteranlagen im Hausbau, Korallensubstraten und Ofenisolationen. 
 

ING3D Pilotanlage

In welchen Bereichen hat euch die Teilnahme am Businessplan Wettbewerb Nordbayern etwas gebracht? 

Wo andere erhebliche Mittel in Marketing stecken mussten, um Aufmerksamkeit und Networking zu betreiben, hat uns der Wettbewerb dies kostenfrei und quasi über Nacht beschert. Es folgten Interviews vom VDI (Verein Deutscher Ingenieure), Süddeutsche Zeitung und Bayerischer Rundfunk sowie Einladungen bei Bürgermeistern, Landräten und IHK-Sitzungen, Einladungen zu Vorträgen und Podiumssitzungen. Alles in allem eine sehr positive Entwicklung! 

Warum sollten andere Startups am Businessplan Wettbewerb teilnehmen? 

Sich intensiv mit seiner Planung zu beschäftigen, schärft den Sinn für das Wesentliche. Vor allem wenn man dieses schriftlich niederlegt. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich anfangs nur widerstrebend angefangen habe einen vollumfänglichen Businessplan zu schreiben – es ist definitiv mit einem großen Aufwand verbunden.  

Das Feedback, das wir von den Juroren erhielten, zeigte uns zum einen, wie vielfältig Meinungen auseinandergehen können. Zum anderen bestärkte es uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Als wir dann nominiert wurden und die Finalisten sich beim Webinar in Phase 3 kennenlernten, gab es eine überraschend konstruktive und fast familiäre Stimmung. Es hat richtig Freude gemacht, mit den anderen Startups an ihren Vorträgen und Plänen zu arbeiten. 
 

Wo steht ihr heute? 

Wir haben eine funktionierende Prototypenanlage, mit der wir für Interessenten Muster und Vorprodukte herstellen und bei fünf Kunden begonnen haben, Testobjekte für physikalische und chemische Analysen herzustellen. Das Verfahren haben wir als internationales Patent angemeldet. Dazu sind wir mitten in der Konstruktion und dem Bau der ersten industriellen Pilotanlage für mineralische Erzeugnisse, die mit einer Produktionskapazität von 40 dm³ in der Stunde, ca. 400-mal schneller als aktuelle Metall-3D-Druckanlagen ist. 
 

Was sind eure Herausforderungen? 

Neben den vielen klassischen „Herausforderungen“ eines Unternehmensaufbaus (Einfinden in Vertragsrecht, Arbeitsrecht, Steuerrecht – kümmern um Mitarbeiter, Versicherungen, Räumlichkeiten, usw.) liegt unser Hauptfokus auf der besagten industriellen Pilotanlage. Wie so häufig ergeben sich spontan Problemstellungen, die bezwungen werden wollen. Wir arbeiten hier mit etablierten Unternehmen zusammen, wie den Firmen Hofmann und Trumpf sowie Fraunhofer Instituten wie dem ILT Aachen. Parallel ist die Etablierung von neuen Endprodukten mit allen technischen wie rechtlichen Anforderungen ebenso eine große Herausforderung. 
 

Foto rechte Spalte: BayStartUP / Andreas Gebert

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