Mutig, mutig – über den Mut von Unternehmerinnen und Unternehmern

Mehr als 590.000 Neugründungen gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2023. Das sind knapp 7 Prozent mehr als im Jahr davor – in einem Jahr, das geprägt war von Inflation, hohen Energiekosten, dem Krieg in der Ukraine und einer schwierigen konjunkturellen Entwicklung. Und doch finden sich auch in solch einem Jahr über 590.000 (oft junge) Menschen, die ein Unternehmen gründen. Mehr als die Einwohnerzahl von Nürnberg.

 

„Oh, das ist aber mutig“, hört man dann oft. Ja, das ist mutig. In der Geschichte fast aller Unternehmen hat immer jemand zu einem bestimmten Zeitpunkt Mut bewiesen. Denken wir an die Finanzkrise, an die Pandemie oder viel weiter zurück an die Nachkriegszeit. Stets gab es Menschen, die in Situationen, die ungeeignet schienen, den Mut aufbrachten, ein Unternehmen zu gründen. Mut ist eine wesentliche unternehmerische Eigenschaft. Doch was bedeutet Mut für Gründende?

Mut zur Innovation

Das Offensichtliche zuerst: Nicht Unternehmen sind mutig, sondern Menschen. Sie sind von einer Idee überzeugt oder haben eine Vision. Sie bringen den Mut auf, zu gründen. Sie wollen etwas Neues schaffen. Sei es für sich oder die Welt. In letzterem Fall heißt dies meist, innovativ zu sein. Innovation ist immer auch mit Unsicherheit behaftet. Mutig zu sein bedeutet daher keineswegs, mögliche Risiken nicht zu sehen oder sie zu ignorieren. Ganz im Gegenteil: Mutig ist es, Risiken zu erkennen und sie dennoch einzugehen.

Mut darf nicht mit Leichtsinn verwechselt werden im Sinne von „das versuchen wir einfach mal“. Gründerinnen und Gründer, die es ernst meinen, müssen sich fragen, wie hoch ihre Frustrationstoleranz ist und wie gut sie mit Misserfolgen oder Rückschlägen umgehen können. Es ist eine lange Reise, auf die sie sich einlassen. Das heißt, konzentriert bei einer Sache bleiben zu können und einen langen Atem zu haben. So unspektakulär das klingt, so mutig ist es. Hinschmeißen ist immer einfacher.  

Viel mehr Mut braucht es, sich den möglichen Schwachstellen der eigenen Planung zu stellen, gegebenenfalls nachzubessern oder neu anzusetzen. Hier kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel: Gründerinnen und Gründer sind keine einsamen Wölfe. Sie sollten ihr Vorhaben mit anderen teilen. Auch das erfordert Mut. Feedback einzuholen, klingt harmlos, aber es kann eine große Hürde sein, weil Kritik oft als Ablehnung verstanden wird. Dieses Feedback anzunehmen ist aber nicht nur ausgesprochen mutig, sondern ein wesentliches Kriterium für späteren Erfolg. Hier können professionelle Partner und Partnerinnen wie wir helfen, Schwächen zu erkennen und zu beheben. Um im Bild der langen Reise zu bleiben: Wir haben diese Reise schon ein paar Mal mitmachen dürfen. Wie eine gute Reiseleiterin wissen wir, welche Ausflüge wirklich wichtig und lohnenswert sind.

 

Mut, Rat zu suchen

In unserer täglichen Praxis erleben wir es oft, dass die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer erleichtert sind, wenn sie mit uns gesprochen haben. Nicht weil wir ihnen sagen, was sie hören wollten, sondern weil wir sie mit unserer jahrzehntelangen Branchenerfahrung auf Punkte hingewiesen haben, die erfolgskritisch sind. Oder weil wir einen anderen Blick auf kaufmännische oder Finanzierungsaspekte haben als die Gründerinnen und Gründer. Der Mut, Rat zu suchen, zahlt sich aus.     

Folgt man diesem Rat, dann kann das bedeuten, nicht alles genau so machen zu können, wie man es ursprünglich vorhatte. Dennoch am Grundgedanken festzuhalten und es in etwas abgeänderter Form zu versuchen, ist auch eine Art von Mut. Beharrlichkeit und eine gewisse Flexibilität sind quasi seine „Geschwister“. Nicht selten kommt es auch vor, dass es im jungen Unternehmen „menschelt“ und sich die Vorstellungen zu stark widersprechen. Dies zeigt sich oft nicht von Beginn an. Dann gehört viel Mut dazu, im Ernstfall auch schwierige personelle Entscheidungen zu treffen. Je besser man sich kennt, desto komplizierter wird es dabei in der Regel. Auch bei solchen Entscheidungen kann ein externer Sparringspartner helfen und einen bestärken.

Eine Definition von Mut lautet ja, Mut bedeutet nicht, vor nichts Angst zu haben, sondern die eigene Angst zu überwinden. Übertragen auf das Gründertum und junge Unternehmerinnen und Unternehmer heißt dies, die Risiken und mögliche Schwachpunkte zunächst genau zu analysieren. Im nächsten Schritt gilt es dann, die einmal definierten Schwachpunkte zu beheben und sich möglichst gut gegen bestehende Risiken abzusichern. Auch umsichtige Gründerpersönlichkeiten können das nicht alleine. Dafür braucht es erstens eine gute Aufgabenverteilung innerhalb des Gründerteams und zweitens professionelle externe Partner, die Erfahrung, andere Kompetenzen und eine andere Perspektive einbringen. Eine Garantie auf Gelingen gibt es zwar nicht, die Erfolgschancen sind jedoch viel größer.

Also - nur Mut!

Stefan Schindler leitet das Startup-Center der Stadtsparkasse München. Mit einem Expertenteam kümmert er sich dort ausschließlich um Gründungsvorhaben. Die viertgrößte Sparkasse Deutschlands gründete schon vor 30 Jahren eine Einheit für Startups. Das StartUp-Team der Stadtsparkasse München arbeitet mit zahlreichen Expertinnen und Experten zusammen, z. B. im Bereich Fördermöglichkeiten, Payment oder Internationalem Geschäft. Zu den bekanntesten Unternehmen, die als Startup von der Stadtsparkasse München entdeckt wurden, zählen Flixbus, Roadsurfer oder Dean & David.

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