Testbirds wurde 2011 von Philipp Benkler, Georg Hansbauer und Markus Steinhauser gegründet. Das Unternehmen ist Spezialist im Crowdtesting als Methode zur Verbesserung der Qualität von Software. Hier wird unter realen Bedingungen überprüft, wie es um die Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität von Software bestellt ist.
Aus einem riesigen Pool an Testern können genau die Personen ausgewählt werden, die den Merkmalen der potentiellen Zielgruppe entsprechen. Die Tester-Crowd von Testbirds ist seit der Unternehmensgründung auf über 500.000 Tester in 193 Ländern gestiegen. Das Unternehmen zählt mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiter mit Büros in München (Hauptsitz), Amsterdam, London und Franchisenehmern in Ungarn und Russland sowie Vertriebspartner in Italien und Nordamerika.
2012 belegte Testbirds den 3. Platz im Finale des Münchener Businessplan Wettbewerbs. Schon vor der guten Platzierung im Wettbewerbsfinale konnte Testbirds über das BayStartUP Investoren-Netzwerk Privatinvestoren aus Augsburg gewinnen, die einen 7-stelligen Bereich investierten. In den nächsten Runden stiegen dann z. B. auch Seventure, Extorel und btov bei Testbirds ein.

Georg, was hat euch als Gründerteam die Wettbewerbsteilnahme gebracht?
Vor allem Erfahrung. Wir mussten uns auseinandersetzen mit dem Markt sowie dem eigenen Businessplan. Wir standen im Rahmen der Jurysitzung damals erstmals in einer Pitchsituation, in der wir echtes Feedback von potentiellen Investoren erhalten haben – zum Glück noch ohne Risiko, falls etwas schief geht. Das war ein echter Praxischeck.
Hat das Feedback durch die Jury auf euren Businessplan oder eure Ausrichtung am Markt eine Rolle gespielt?
Ja, ganz eindeutig. Crowdtesting war damals komplett unbekannt, daher war es wertvoll, von Experten aus der Jury hinsichtlich USPs, aber auch Vorteilen gegenüber bestehenden Lösungen hinterfragt zu werden. So haben wir damals z. B. angefangen uns gegen Outsourcing und für Off- und Nearshoring zu positionieren.
Was waren eure wichtigsten Meilensteine seit der Wettbewerbsteilnahme?
Im selben Jahr wie der Wettbewerbsteilnahme haben wir damals das EXIST Stipendium erhalten, dann das Unternehmen gegründet und die ersten Rahmenverträge mit Kunden schließen können. Damals waren wir noch zu neunt. Ein ganz wesentlicher Schritt war dann 2013 unsere Internationalisierung – mit dem Start in den Niederlanden, Großbritannien und Ungarn, sowie ersten Projekten in den USA. Wir hatten zu dem Zeitpunkt dann schon 22 Mitarbeiter, unsere Testcrowd umfasste aber gerade einmal 4.000 Leute.
Wir sind dann auch dank verschiedener Finanzierungsrunden weiter gewachsen und haben unser Portfolio kontinuierlich erweitert. Anfangs lag der Fokus noch rein auf Crowd-basiertem Testing. Im Laufe der Zeit kamen dann weitere Services und neue cloudbasierte Technologien hinzu. Seit Anfang 2016 sind die verschiedenen Testangebote auf einer Plattform – unserem „Nest“ – vereint, sodass Kunden sämtliche Services aus einer Hand nutzen und von den zahlreichen Synergien profitieren können. Im November 2020 haben wir mit der Telekom den ersten Kunden gewinnen können, mit dem wir einen Umsatz von über 1 Million Euro machen – darauf sind wir mächtig stolz. Wir arbeiten heute mit über 600 Kunden weltweit zusammen, darunter Großkonzerne ebenso wie KMUs oder Startups.
Ein weiterer großer Einschnitt war ganz aktuell natürlich, dass Philipp das operative Geschäft im März 2021 nach 9 Jahren verlassen hat. Er wird uns weiterhin bei strategischen Themen unterstützen.

Georg Hansbauer, einer der drei Mitgründer und Geschäftsführer von Testbirds, wechselte zum 1. Januar 2021 in die Rolle des CEO. Markus Steinhauser, COO und ebenso Mitgründer, ergänzt die Geschäftsführung von Testbirds gemeinsam mit Christian Wäntig.
Welche Rolle haben eure Finanzierungsrunden für den heutigen Unternehmenserfolg gespielt?
Sie waren ein elementarer Baustein, um die Firma aufzubauen. Die Investments haben wir genutzt für den Bereich Vertrieb, wir haben damit unsere Internationalisierung angeschoben und unsere Technologie weiter ausgebaut. Ohne einen Vorschuss unserer Kapitalgeber wäre eine Skalierung auf die heutige Größe nicht möglich gewesen.
Wie habt ihr euch auf die Runden vorbereitet?
Für die Erstgespräche bzw. auch die weitergehenden Diskussionen und Verhandlungen war das BayStartUP-Coaching v. a. durch Barbara Dombay extrem hilfreich. Diverse Dry-runs, Vorbereitungen auf Gesprächssituationen und ihre Einschätzung und Bewertung von Zwischenergebnissen war sehr hilfreich. Man kann als Gründer natürlich einiges zum Thema Finanzierung online finden, allerdings ist die Domäne sehr speziell und eine realistische Einschätzung aus Personen des eigenen Netzwerks sind Gold wert.
Seit 2012 hat sich das Münchener Gründer-Ökosystem weiterentwickelt. Wo seht ihr positive Entwicklungen, wo Nachholbedarf?
Es gibt immer mehr erfolgreiche Gründungen, das universitäre Umfeld ist sehr gut. Auch der Wirtschaftsstandort München ist sehr stark, die Kooperationen mit Konzernen gerade ganz am Anfang könnten aber besser sein. Nach wie vor ist es in Deutschland schwierig, bestimmte Themen zu meistern. Das betrifft beispielsweise Arbeitserlaubnisse für Personen mit spezifischen (IT-) Kenntnissen, die aber keine formale Ausbildung haben.