Seit 30 Jahren unterstützt unser StartUp-Center Gründerinnen und Gründer im Raum München auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Mit jährlich rund 500 Anfragen und 120 Finanzierungen haben wir einen breiten Überblick darüber, was eine Gründung erfolgreich macht – und was nicht. Viele fragen uns gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, was wir Startups raten. Unsere Antwort bleibt seit drei Jahrzehnten die gleiche: Achtet auf eure Finanzen!
Das klingt banal, doch es ist essenziell. Uns geht es nicht um theoretische Ertragsprognosen in Businessplänen, sondern um die praktische Umsetzung. Der schönste Auftrag bringt nichts, wenn das Geld dafür nicht rechtzeitig eingeht. Stimmen Einnahmen und Ausgaben? Gibt es Rücklagen? Ist die Liquidität gesichert? Liquiditätsmanagement – ein Begriff, der vielleicht an große Konzerne denken lässt – ist gerade für junge Unternehmen überlebenswichtig. Startups haben meist keine Reserven, auf die sie in Engpässen zurückgreifen können. Hinzu kommt, dass die wirtschaftlichen Bedingungen schwieriger geworden sind. Viele Unternehmen merken, dass ihre Kundschaft Zahlungsziele überzieht oder Rechnungen nicht pünktlich begleicht. Das fehlende Geld in der Kasse kann gravierende Folgen haben. Gleichzeitig muss ein junges Unternehmen flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren können – sei es eine neue gesetzliche Vorgabe oder eine unerwartete Reparatur. Genau hier hilft ein solides Liquiditätsmanagement. Es braucht oft keine komplizierten Strategien, sondern simple Maßnahmen, die konsequent umgesetzt werden.
Worauf Gründerinnen und Gründer achten sollten
Der erste Schritt ist eine solide Finanzplanung mit einer laufenden, digitalen Liquiditätsplanung. Zahlungsziele sind dabei ein zentraler Hebel: Kürzere Fristen oder Vorkasse-Verhandlungen mit Kundinnen und Kunden sorgen für schnelleres Geld. Gleichzeitig können längere Zahlungsfristen mit Lieferanten vereinbart werden. Manche Startups bieten Skonti an, um zu motivieren, Rechnungen frühzeitig zu begleichen. Bei größeren Projekten bewähren sich Teilzahlungen. Zudem ist ein aktives Mahnwesen mit automatisierten Erinnerungen unerlässlich – auch wenn es oft unterschätzt wird.
Zwei einfache Tipps: Ein QR-Code für das Online-Banking auf der Rechnung: Damit kann der Empfänger oder die Empfängerin der Rechnungen die Daten mit der Banking App abscannen und überweisen – ohne viel eintippen zu müssen. Das macht die Zahlung komfortabler und die Rechnung kann von unterwegs aus überwiesen werden. Ein Lastschriftmandat vereinbaren: Dann wird der Zahlungsbetrag eingezogen und man muss nicht auf die Begleichung der Rechnung warten.
Saisonale Schwankungen, wie sie in vielen Branchen vorkommen, sollten in der Planung berücksichtigt werden. Um in umsatzschwachen Phasen zahlungsfähig zu bleiben, ist der Aufbau von Liquiditätsreserven essenziell. Branchen wie der Handel oder das Baugewerbe setzen häufig auf Factoring, um trotz langer Zahlungsziele schnelle Liquidität zu schaffen. Auch Startups in anderen Bereichen sollten diese Möglichkeit prüfen.
Neben der Optimierung von Zahlungsflüssen gibt es weitere Ansätze, die Liquidität zu sichern. Finanzierungs- und Leasingmodelle sind hier eine sinnvolle Option. Investitionsgüter, die innerhalb der letzten sechs Monate erworben wurden, lassen sich beispielsweise über „sale-and-lease-back“-Verfahren finanzieren. So bleibt das Kapital im Unternehmen. Eine ausreichende Betriebsmittellinie ist ebenfalls wichtig, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken. Ein weiterer Aspekt ist das Lagermanagement: Überbestände sollten vermieden werden, um Lagerkosten zu senken.

Autor

Marcus Betz, stellvertretendes Vorstandsmitglied und Leiter Unternehmens- und Firmenkunden bei der Stadtsparkasse München
Fotonachweis: Marcus Schlaf
Das Team einbinden
Ein erfolgreiches Liquiditätsmanagement sollte nicht allein an der Gründerin oder dem Gründer hängen. Das Bewusstsein dafür muss im gesamten Team verankert sein. Mitarbeitende müssen verstehen, wie wichtig es ist, dass Geld für geleistete Arbeit pünktlich eingeht. Besonders Vertrieb und Buchhaltung spielen hier eine Schlüsselrolle. Es ist legitim, sich auf Kundinnen und Kunden mit guter Zahlungsmoral zu konzentrieren und Abhängigkeiten von einzelnen Großkunden zu vermeiden. Sollte ein Großkunde in Zahlungsschwierigkeiten geraten, könnte das die Existenz eines jungen Unternehmens gefährden.

Arbeiten im Team
Die Vielzahl an Aufgaben mag Gründerinnen und Gründer überfordern. Doch niemand muss ein Einzelkämpfer sein. Wir raten dazu, Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Kreative Köpfe und Zahlenmenschen sind gleichermaßen wichtig für den Erfolg eines Startups. Der Austausch mit anderen Gründerinnen und Gründern kann ebenfalls helfen, von deren Erfahrungen und Fehlern zu lernen.
Warum sich Liquiditätsmanagement lohnt
Ein gutes Liquiditätsmanagement zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus. Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil der unternehmerischen Risikovorsorge. Gleichzeitig bietet es Startups eine enorme Chance: Während viele externe Faktoren – wie Marktbedingungen oder wirtschaftliche Entwicklungen – schwer beeinflussbar sind, liegt die Steuerung der Liquidität in der eigenen Hand. Startups, die sich in diesem Bereich gut aufstellen, sind widerstandsfähiger und zukunftssicherer. Sie schaffen sich damit eine stabile Basis, um in allen Marktphasen erfolgreich zu sein.