Mit kinetischer Wasserkraft zur Energiewende

Energyminer, Sieger des Münchener Businessplan Wettbewerbs 2023, leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.

Mit ihren kinetischen Wasserkraftwerken erschließt das Startup eine neue regenerative Energiequelle, die das gesamte Flussbiotop schont. Die Gründer Georg Walder und Richard Eckl sind erfahrene Unternehmer: Ihre Firma INVENOX, die sich mit Lithium-Ionen-Batteriespeichersystemen für mobile Arbeitsmaschinen befasste, verkauften sie 2020 nach zehn Jahren an einen deutschen Mittelständler. Ergänzt wird das Team durch CTO Chantel Niebuhr, die an der University of Pretoria zum Thema kinetische Wasserkraft promoviert hat und CMO Natalie Rojko. Warum ihre Idee erfolgreich ist und wie ihr Weg dorthin verlief, erzählt Gründer Richard Eckl im Interview.

Was macht Energyminer?

Mit unserem kompakten hydrokinetischen Unterwasserkraftwerk, dem Energyfish-Schwarm, erschließen wir eine neue regenerative Energiequelle. Wir nutzen die Fließgeschwindigkeit des Wassers in Flüssen und produzieren damit – im Gegensatz zu Photovoltaik oder Windkraft – bei jeder Wetterbedingung und zu jeder Jahreszeit zuverlässig Strom. Die Technologie ist wartungsarm, ausfall- und versorgungssicher und damit hochwirtschaftlich. Der Strom wird direkt ins lokale Niederspannungsnetz eingespeist. Reihenweise werden grundlastfähige Kraftwerke abgeschaltet – aber ein adäquater Ersatz durch erneuerbare Energien ist nicht in Sicht. Als eine erneuerbare Energiequelle, die grundlastfähig ist, leistet die kinetische Wasserkraft einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende. Bei konsequentem Einsatz der Technologie in allen europäischen Flüssen könnten bis zu 16 % des aktuellen CO2-Ausstoßes in Europa eingespart werden. Das Ausbaupotential von kinetischer Wasserkraft beträgt in Europa 37 Milliarden Euro bzw. 473 Terawattstunden pro Jahr. Das bedeutet eine CO2-Ersparnis von 411 Megatonnen jährlich.

Seid ihr die ersten, die sich intensiv mit der kinetischen Wasserkraft auseinandergesetzt haben?

Wir haben von Anfang an den Markt genau analysiert. Dabei stellten wir fest, dass es einige gab und gibt, die solche Ansätze bereits versucht haben - ohne Erfolg. Wir wollten die Gründe für das Scheitern verstehen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen. Unsere intensive Analyse ergab, dass die Systeme der Mitbewerber grundsätzlich zu teuer waren. Die Folge war keine oder nur eine geringe Wirtschaftlichkeit. Ein weiterer kritischer Punkt war das Geschäftsmodell. Unsere Wettbewerber versuchten bisher, ihre Anlagen nur als Hardware zu verkaufen. Wir haben erkannt, dass dies der falsche Ansatz ist. Deshalb nehmen wir unseren Kunden alle Sorgen ab und liefern schlüsselfertige Schwarm-Kraftwerke. Dazu gehören vor allem Herausforderungen wie die Standortgenehmigung, die richtige Standortwahl, die Installation und die Wartung der Anlagen. Wenn wir all diese Aufgaben übernehmen und ein schlüsselfertiges Kraftwerk liefern, das bereits am Netz ist und Strom liefert, eröffnen sich ganz neue Perspektiven. Statt mit einem neuen erklärungsbedürften Geschäftsmodell agieren wir mit bestehenden Kundengruppen und Strukturen. So können wir leichter in den Markt eintreten.

Wie ist die Idee entstanden, in diesen speziellen Bereich einzusteigen?

Unser Weg zu dieser Idee hat eine lange Geschichte. Mein Mitgründer Georg hat in seiner Familie zwei kleine Wasserkraftwerke. Wir spielten mit dem Gedanken, selbst eines zu bauen oder zu betreiben. Leider mussten wir feststellen, dass dies nicht möglich ist, da alle geeigneten Standorte belegt sind bzw. neue Genehmigungen nicht erteilt werden. Also suchten wir nach einer anderen Möglichkeit, ein Wasserkraftwerk zu bauen, das besser und effizienter ist. Nach intensiver Recherche sind wir auf die kinetische Wasserkraft gestoßen und haben ein völlig neues Anlagenkonzept entwickelt. Mit diesem Hintergrund haben wir dann Energyminer gegründet.

Fotos: Energyminer

Energyminer ist nicht eure erste Gründung, mit INVENOX hattet ihr bereits ein erfolgreiches Unternehmen. Würdet ihr sagen, dass ihr aufgrund eurer langjährigen unternehmerischen Erfahrung anders an euer neues Projekt herangegangen seid?

Es ist eine Mischung aus „von vorne beginnen“ und „Dinge komplett neu bearbeiten“, da es ein anderes Thema ist. Natürlich können wir auf einiges Bekanntes zurückgreifen und wiederholen bestimmte Fehler nicht. Besonders wertvoll ist unser Wissen darüber, wie man ein Unternehmen managt. Diese Erfahrung konnten wir direkt übertragen. So haben wir beispielsweise von Beginn an den Scrum-Prozess implementiert und arbeiten vollständig danach. Das agile Projektmanagement ist für uns sehr wertvoll, da es die Effizienz unserer Arbeit in diesem komplexen Umfeld steigert.

Welche konkreten nächsten Schritte habt ihr geplant? Vor welchen Herausforderungen steht ihr?

Wir stehen heute vor der Herausforderung, dass Finanzierungen nicht mehr so leicht zu bekommen sind wie vielleicht noch vor zwei Jahren. Wir setzen daher auf eine hybride Finanzierungsform, d. h. wir verlassen uns nicht nur auf eine Finanzierungsquelle, sondern kombinieren verschiedene.

Wir stehen nun kurz davor Genehmigungen für größere Standorte mit bis zu 100 Anlagen zu erhalten. Die nächsten Monate werden zeigen, wie schnell diese Genehmigungen erteilt werden.

Ein weiterer spannender Aspekt ist die technische Weiterentwicklung unserer Produkte. Wir befinden uns im Übergang von der Pilot- zur Serienanlage. Das heißt, in Zusammenarbeit mit Produktionspartnern werden unsere Vorserienanlagen produziert. Dieser Übergang vom Prototyp zum realen Produkt ist für uns eine spannende Phase. 

Warum habt ihr am Münchener Businessplan Wettbewerb teilgenommen? Was habt ihr daraus mitgenommen?

Für uns war die Teilnahme sehr wertvoll. Unser Geschäftsmodell ist nicht alltäglich und das Feedback hat uns geholfen, unsere Darstellung zu schärfen. Insbesondere für die Investoren-Ansprache ist es essenziell, das Geschäftsmodell klar und verständlich vermitteln zu können. 

Wir können jedem nur empfehlen, am Wettbewerb teilzunehmen. Es ist in jedem Fall eine sehr wertvolle Erfahrung, selbst wenn man nicht den ersten Platz belegt.

Gründer Richard Eckl

Der Zugang zum BayStartUP-Netzwerk ist für uns von unschätzbarem Wert. Alle Finanzierungsrunden, die wir bisher durchlaufen haben, stammen entweder direkt oder indirekt aus diesem Netzwerk. Nicht zuletzt hat uns die Wettbewerbsteilnahme Publicity eingebracht und unseren Bekanntheitsgrad bei Investoren und wichtigen Stakeholdern in der Politik gesteigert.

Foto: Andreas Gebert

Wie schätzt ihr die aktuelle Lage für Startups ein und welchen Rat würdet ihr jungen Gründer*innen geben?

Die Investorensuche ist deutlich herausfordernder geworden. Man sollte sich davon jedoch nicht zu früh abschrecken lassen und nicht voreilig aufgeben. Es ist ratsam, am Ball zu bleiben, weiterzusuchen und versuchen, mehr "Quellen" für Investorenkontakte zu erschließen. Indem man die Finanzierungsziele etwas reduziert, wird es einfacher, die benötigten Mittel zu akquirieren.

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