Das Deep-Tech-Startup Futurail entwickelt eine KI-basierte Autonomie-Plattform für selbstfahrende Züge, um den Bahnverkehr zu automatisieren und den Fachkräftemangel zu lösen. Heute verkündet das Team seine abgeschlossene Seed-Runde über ein Gesamtvolumen von 7,5 Millionen Euro. Lead-Investoren sind Asterion Ventures (Paris) und Leap435 (München), außerdem sind EIT Urban Mobility und die U.S. Investoren Zero Infinity Partners und Heroic Ventures beteiligt.
Mit ihrer autonomen Technologie will Futurail eine der größten Herausforderungen der Bahnbranche lösen: den dramatischen Lokführermangel. Allein in Europa fehlen schon heute tausende Fachkräfte – und gleichzeitig wächst der Druck, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Genau hier setzt Futurail an: Durch Automatisierung schaffen sie die Grundlage, die Bahn als nachhaltiges Rückgrat der Mobilität zukunftsfähig zu machen und die enormen Personalkosten zu senken.
Wir sprachen mit CCO Maximilian Schöffer über die Runde, weitere Meilensteine und wie die Unterstützung von BayStartUP dabei geholfen hat, Geschäftsmodell und Finanzierungsstrategie zu schärfen.
Das Gründerteam von Futurail vereint Erfahrung aus Tesla, Audi, Argo AI und europäischen Mobility-Startups. Alex Haag, CEO, hat Teslas ersten Autopiloten mitentwickelt und bei Audi die Self-Driving-Unit von 0 auf 300 Mitarbeiter aufgebaut. Patrick Dendorfer, CTO, ist promovierter KI-Experte für Computer Vision Systeme. Und Maximilian Schöffer, CCO, bringt jahrelange Startup- und Mobilitätserfahrung ein.
BayStartUP: Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Seed-Finanzierung! Warum ist dafür gerade jetzt der richtige Zeitpunkt?
Maximilian Schöffer: Vielen Dank! Die letzten zwei Jahre haben wir intensiv genutzt, unser Team aufzubauen, unsere Technologie zu validieren und die ersten Kundenprojekte in Europa und den USA zu gewinnen. Wir konnten Investoren zeigen, dass es einen klaren Kundenbedarf gibt – und dass wir nicht nur eine Vision haben, sondern bereits erste kommerzielle Erfolge.
Mit 7,5 Mio. Euro frischem Kapital im Rücken – was bedeutet diese Summe für eure nächsten Schritte?
Das Kapital gibt uns die nötige Schlagkraft, um unser Produkt zur Zertifizierung zu bringen und unsere Pilotprojekte zu skalieren. Konkret heißt das: ein weltklasse Engineering Team aufzubauen, mehr Testkilometer und die Vorbereitung darauf, unser System in Serie zu bringen. Der größte Teil der Summe fließt in unseren wichtigsten Meilenstein: Bis 2027 wollen wir das erste offiziell zertifizierte autonome System für selbstfahrende Züge in Rangierbahnhöfen und an Endhaltestellen realisieren.
Produkt, Markt & Team
Welches konkrete Problem adressiert ihr mit eurer Lösung, und wie unterscheidet ihr euch von bestehenden Angeboten am Markt?
Der größte Engpass im Bahnsektor ist heute der Lokführermangel – er treibt Kosten nach oben, führt zu Ausfällen und macht Fahrpläne unzuverlässig. Mit unserer Technologie helfen wir Bahnbetreibern, diese Lücke zu schließen und ihre Lokführer effizienter einzusetzen. Autonome Züge können rund um die Uhr zuverlässig fahren und das Personal gezielt entlasten. Anders als klassische „automatisierte U-Bahnen“, die nur in geschlossenen Systemen funktionieren, entwickeln wir ein vollwertiges Autonomie-System für das offene Schienennetz.
Wer profitiert am meisten von eurer Innovation – wer ist eure Zielgruppe?
Am stärksten profitieren Zugbetreiber und Hersteller. Betreiber können Kosten senken, Zuverlässigkeit erhöhen und mehr Züge auf die Schiene bringen. Hersteller wiederum können mit unserer Technologie ihre Fahrzeuge zukunftsfähig machen und sich im Wettbewerb differenzieren. Am Ende profitieren aber auch die Fahrgäste – durch pünktlichere, günstigere und nachhaltigere Bahnfahrten.
BayStartUP als Begleiter – von der Schärfung des Geschäftsmodells bis hin zur Entwicklung einer klaren Finanzierungsstrategie.
Vor der Runde wart ihr intensiv mit BayStartUP im Austausch. Gab einen besonderen Aha-Moment, der euch entscheidend weitergebracht hat?
Die ganz klare Aussage, dass wir mit unserer alten Brand nicht weit kommen werden.
Wie hat euch das Coaching und die Begleitung durch BayStartUP bei der Vorbereitung auf die Finanzierungsrunde unterstützt?
BayStartUP war für uns ein Sparringspartner auf Augenhöhe, von den ersten Finanzmodellen bis hin zu den Pitch-Proben. Unser BayStartUP-Coach Adrian hat uns im Werk1 vor Ort geholfen, die Investorensicht einzunehmen und unser Narrativ noch klarer herauszuarbeiten.
Wir haben durch die Feedbackrunden gelernt, unser komplexes Deep-Tech-Modell einfach und investorenfreundlich darzustellen. Das hat uns enorm geholfen, die Runde erfolgreich abzuschließen. BayStartUP hat uns geholfen, die Unterlagen so aufzubereiten, dass sie Investoren wirklich überzeugen, klar, prägnant und auf den Punkt. Zudem war das Team in Sachen Investoren Intros super hilfreich.
Welchen Rat würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die eine Finanzierungsrunde planen?
Frühzeitig ins Sparring gehen! Auch wenn man denkt, das eigene Pitch Deck ist schon gut, es gibt immer Stellschrauben. Und: Keine Angst vor Feedback, genau das macht am Ende den Unterschied.
Ausblick
Welche Meilensteine wollt ihr mit dem Kapital nun als Nächstes erreichen?
Wir wollen unsere Technologie weiter in den Markt bringen, mit Pilotprojekten in Europa und den USA. Bis 2027 ist unser großes Ziel, das erste zertifizierte autonome System für Rangierbahnhöfe und Endhaltestellen auf die Schiene zu bringen.