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Gründerszene im Aufwind? Herausforderungen und Chancen

HTGF setzt auf Innovationen in ClimateTech und KI. Europa und besonders Deutschland haben das Potenzial, in der KI-Ära einen großen Einfluss zu haben. Gastbeitrag unseres Partners HTGF, Geschäftsführerin Romy Schnelle.

Die Zahl der Startup-Gründungen hat in Deutschland zuletzt wieder zugenommen. Das ist ein gutes Zeichen und nährt die Hoffnung, dass sich die Investitionssituation im Herbst und Winter verbessern könnte. Das sagt Romy Schnelle, seit Mai 2023 Mitglied der Geschäftsführung des High-Tech Gründerfonds (HTGF). Ein Beitrag, der für die zweite Jahreshälfte hoffen lässt.

In Zahlen ausgedrückt war 2023 bisher ein eher durchwachsenes Jahr für die deutsche und internationale Gründerszene. Bis zum 2. Quartal 2023 verzeichnet das Researchportal Pitchbook einen starken Rückgang der weltweiten VC-Investitionen - auch Deutschland ist davon betroffen. Insgesamt gehen wir vom HTGF davon aus, dass sich das laufende Jahr in etwa auf dem Niveau der Vorpandemiejahre 2019/2020 einpendeln wird.

Die Boomjahre sind erst einmal vorbei, der Markt konsolidiert sich. Einige junge Unternehmen werden es nicht schaffen, aber viele werden gestärkt hervorgehen. Denn unsere Erfahrung seit 2005 zeigt: Krisen können für viele Startups auch eine große Chance sein. Sie müssen sich nur entschlossen den Herausforderungen der Zeit stellen.

Gerade für die zweite Jahreshälfte hoffen wir auf mehr Bewegung, mehr Deals. Erste Indikatoren weisen darauf hin, dass der Trend klar nach oben zeigt.

Seed-Investments halten sich

Das gilt vor allem für die frühe Phase. Schließlich hat das Seed-Geschäft im Vergleich zu den späteren Runden am wenigsten unter der aktuellen Flaute gelitten. Laut Pitchbook ist der Median der Transaktionswerte in der Early Stage stärker gestiegen als in der Late Stage. Investoren sind dort noch vorsichtiger. Das gilt auch für die großen Runden, Investoren legen einen größeren Wert auf Rentabilität und Cash-Effizienz.

Wir als Seed-Investor bleiben dran. Erst zu Beginn des Jahres haben wir den HTGF IV aufgelegt. Mit rund 500 Millionen Euro ist es der größte Fonds in der Geschichte des HTGF. Die Themenschwerpunkte, die wir mit ihm finanzieren: BioTech, ClimateTech, KI, Digital Health, IT- Infrastruktur und DeepTech.

Außerdem haben wir mit dem Closing des neuen Fonds unsere Investmentvoraussetzungen zugunsten der Start-ups angepasst. Startups, die mit uns zusammenarbeiten wollen, müssen jetzt nur noch jünger als drei Jahre sein und ihren Sitz in Deutschland oder eine deutsche Betriebsstätte haben, wenn das Unternehmen im europäischen Ausland ansässig ist.

Herausforderungen als Chance begreifen

Unsere dedizierten Investment-Teams sind tief in der Expertise. Wir erkennen sehr klar, welche Innovationen und Trends Märkte verändern können und wie diese unsere Szene bewegen. Wir investieren langfristig und verfügen über 18-jährige tiefe Erfahrung in den verschiedenen Entwicklungs- und Lebensphasen eines Unternehmens. Besondere Wachstumschancen sehen wir im Bereich Climate Tech – eine bedeutsame Möglichkeit, den Herausforderungen des Jahrhunderts zu begegnen.

Oder natürlich im Bereich Künstliche Intelligenz. Auch wenn die großen Taktgeber in den USA und China sitzen, haben wir hier in Europa und vor allem in Deutschland gute Chancen, eine wichtige Rolle zu spielen. Wir können die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte nutzen und unsere starke industrielle Basis mit den Errungenschaften der KI verbinden. Startups helfen dabei, der Industrie den Sprung in die nächste Technologieära zu erleichtern.

Die Stärken der eigenen Region nutzen

Gerade Startups im Süden – vor allem auch in Bayern – haben hier exzellente Chancen. Die Industrie ist da. Das Niveau an den Hochschulen ist hoch. Es haben sich über die letzten zwei Jahrzehnte starke Hubs und Netzwerke gebildet. Das internationale Interesse der Tech-Giganten ist ebenfalls hoch.

Das Potenzial für ein starkes Innovationsökosystem in diesem Raum ist enorm. Das sehen wir beispielsweise an unseren Investments in Bayern. So konnte eines unserer Portfoliounternehmen EGYM aus München kürzlich eine internationale Rekordfinanzierung abschließen. Und wird weiter wachsen.

Als Investoren beobachten wir diese Entwicklungen sehr genau. Wir sind offen für Investitionen und freuen uns darauf, unseren High-Tech-Standort weiterzuentwickeln.  Damit die Startups nicht nur in diesem Herbst und Winter gut aufgestellt sind, sondern auch in den kommenden Jahren nachhaltigen Erfolg erzielen und resilient durch mögliche Krisen navigieren können.

Über die Autorin

Geschäftsführerin HTGF

Romy Schnelle



Seit 20 Jahren ist Romy Schnelle Teil des Startup-Ökosystems und bringt eine große Begeisterung für Innovationen mit. Sie ist bereits seit 2008 für den HTGF tätig, zuletzt als Partnerin im Bereich Digital Tech. Hier verantwortet sie gemeinsam mit ihrem Team aktuell rund 30 Investments mit dem Fokus auf Climate Tech, Digital Health, Fintech, AI sowie SaaS. Zehn Unternehmen aus ihrem eigenen Portfolio hat sie bereits erfolgreich verkauft, darunter Stocard an Klarna sowie Kiwigrid an Innogy, LG Electronics und Aqton. Mit ihrer umfangreichen Startup Erfahrung hat Schnelle maßgeblich zur Entwicklung des Industrial und Digital Tech Portfolios des HTGF beigetragen. Sie ist zudem Beirätin in Startups und war Vorsitzende des Investmentkomitees der TX Group, einem der führenden Medienhäuser der Schweiz

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